Internationale Musikbegegnungsstätte feiert 40-jähriges Bestehen

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Konzertevents wie sonst nur in den Metropolen bietet die Internationale Musikbegegnungsstätte des Bezirks Oberfranken Haus Marteau seit vier Jahrzehnten – so auch im Rahmen der Jubiläumsveranstaltung, die am Wochenende in Lichtenberg gefeiert wurde. Das renommierte Goldmund Quartett begeisterte zusammen mit Andreas Schablas an der Klarinette die rund 100 geladenen Gäste. Durch den unterirdischen Unterrichts- und Konzertsaal hat der Bekanntheitsgrad der abgeschieden gelegenen Lichtenberger Künstlervilla in der Kulturszene deutlich zugenommen, so der einhellige Tenor beim Festkonzert zum 40-jährigen Bestehen.

„Es brauchte Mut, hier, einen Steinwurf entfernt von der damaligen Grenze, die Deutschland teilte, in der Abgelegenheit eines Frankenwald-Städtchens eine Internationale Musikbegegnungsstätte zu gründen. Heute, vier Jahrzehnte später, hat sich Haus Marteau längst als weithin bekannte und geschätzte Größe in der überregionalen – wenn nicht gar internationalen – Kulturszene etabliert. Der Mut hat hier in Lichtenberg reiche Frucht getragen“, sagte Bezirkstagspräsident Henry Schramm bei seiner Begrüßung. Der große Erfolg des Hauses fuße auf der Mischung aus historischem Ambiente, weltbekannten Dozenten und hoch begabten Musikerinnen und Musikern aus aller Welt.

Der Bezirkstag von Oberfranken beschloss 1980, das Anwesen des einst weltberühmten Geigers Henri Marteau (1874–1934) zu kaufen, um dort eine Internationale Musikbegegnungsstätte zu schaffen.

Am 22. Oktober 1982 wurde sie im Beisein des damaligen Bayerischen Kultusministers Prof. Dr. Hans Maier feierlich eröffnet. Seitdem bietet der Bezirk Oberfranken jährlich etwa 40 vier- bis sechstägige Meisterkurse für Orchesterinstrumente, Gesang und Klavier an, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus allen Kontinenten nach Lichtenberg locken.

Diese Meisterkurse enden jeweils wie zu Marteaus Zeiten mit einem öffentlichen Abschlusskonzert. So sind in Lichtenberg regelmäßig Profinachwuchsmusikerinnen und -musiker auf Top-Niveau zu hören.

Dank für Investition des Bezirks

Im Jahr 2016 beschloss der Bezirk Oberfranken, Haus Marteau zu erweitern und investierte letztendlich 5,2 Millionen Euro. Seit dem Sommer 2021 finden die Konzerte nun in dem unterirdischen Unterrichts- und Konzertsaal statt, der Besucherinnen und Besucher mit seiner grandiosen Gestaltung begeistert. Der bekannte Architekt Peter Haimerl schuf mit diesem Saal einen neuen Anziehungspunkt im Hofer Land, der mit seiner herausragenden Akustik Lehrende, Teilnehmende und Gäste nachhaltig beindruckt. „Das Haus Marteau ist ein Glücksfall für unsere Stadt Lichtenberg und die Region!“, darin waren sich auch Landrat Dr. Oliver Bär und Bürgermeister Kristan von Waldenfels beim Festakt einig. Ihr Dank galt dem Bezirk Oberfranken für die große Investition in das kulturelle Leben im ländlichen Raum.

Der künstlerische Leiter des Hauses, Prof. Christoph Adt, erinnerte in seinem Beitrag vor dem Jubiläumskonzert an das Wunderkind Marteau, der bereits als Jugendlicher die Experten begeisterte. Höhepunkt der musikalischen und pädagogischen Laufbahn Marteaus war die Berufung zum Violinprofessor an der Hochschule für Musik in Berlin 1908.

1912/13 ließ er sich die Villa am Ortsrand von Lichtenberg ursprünglich als Sommerhaus erbauen. Der 1. Weltkrieg bremste Marteaus Karriere jäh: Als Deutschfranzose war er in Deutschland nationalistischen Anfeindungen ausgesetzt, in Frankreich wiederum galt er als Deutscher. Er wurde wiederholt interniert. Nach Ende des Krieges konnte er nicht mehr an seine früheren Erfolge anknüpfen und die Lichtenberger Villa wurde zum Hauptwohnsitz der Familie. Bis zu seinem Tod im Jahr 1934 unterrichtete Marteau dort Schüler aus aller Welt.

1980 kaufte der Bezirk Oberfranken das Anwesen von den Erben, die eine musikalische Nutzung anstrebten, zwei Jahre später war Eröffnung. Die Feierlichkeiten zum 40-jährigen Bestehen von Haus Marteau begannen bereits am 14. Oktober im Rahmen von „Oberfranken leuchtet – in Lichtenberg“ mit verschiedenen Meisterkonzerten und Führungen durch das Haus.

Den Höhepunkt und Abschluss bildete das Festkonzert des Goldmund Quartetts mit Florian Schötz, Pinchas Adt, Christoph Vandory und Raphael Paratore, die unter anderem mit dem Klarinettisten Andreas Schablas die bekannteste Komposition von Henri Marteau, das Klarinettenquintett, op. 13 interpretierten. Zuvor spielten sie Werke von Joseph Haydn und Antonín Dvorák.

  

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