Komponist

Bereits 1890, mit 16 Jahren, komponierte Henri Marteau sein erstes Werk: ein Singstück mit Orchesterbegleitung. Er komponierte also nicht nur für sein eigenes Instrument.

Gipsabdruck der Hände von Henri Marteau
Wie es damals bei berühmten Menschen üblich war, wurden nach Marteaus Tod Gipsabdrücke seiner Hände angefertigt. (Foto: Frank Wunderatsch)
Bösendorfer-Flügel
Auf dem Flügel im Meisterzimmer komponierte einst Marteau so manches seiner Stücke. (Foto: Frank Wunderatsch)
Henri Marteaus Werke
Camille Saint-Saëns
Marteau traf Saint-Saëns bereits mit zwölf Jahren und blieb mit ihm zeitlebens befreundet. (Foto: Ignatz Julius)

Neben Werken für Violine verfasste Henri Marteau auch Kompositionen für Orchester, Kammermusik, Klavier- und Orgelwerke, Gesänge sowie eine Oper. Henri Marteaus Schaffen als Komponist umfasst 45 mit Opusnummern versehene Werke, sowie 15 Werke ohne Opuszahl. Hinzu kommen zahlreiche Bearbeitungen klassischer Violinwerke.

Stilistisch können seine Werke zwischen Spätromantik und Moderne verortet werden. Dabei wurden seine Kompositionen auch durch Verbindungen zu zahlreichen Musikern seiner Zeit beeinflusst, so zu Charles Gounod (1818–1893), Jules Massenet (1842–1912), Camille Saint-Saëns (1835–1921), Edvard Grieg (1843–1907), Christian Sinding (1856–1941) und Max Reger (1873–1916).

Zeitgenössische Rezeption

Zu Lebzeiten war Marteau wenig erfolgreich mit seinen Kompositionen. Er habe keinen einheitlichen Stil, wenig Originalität, hohe technische Schwierigkeiten – so lauten einige Mängel, die ihm in Kritiken seinerzeit angetragen wurden.

Sehr pauschal urteilte ein Kritiker im Berliner Tageblatt vom 26.05.1906, nachdem er op. 10 von Marteau gehört hatte:

„Gute Freunde sollten dem ausgezeichneten Geiger das Komponieren abraten. Er hat kein Geschick dafür.“

 

Allerdings hagelte es nicht nur negative Kritik. Der Vogtländische Anzeiger veröffentlichte im Januar 1921 nach drei Konzerten mit Werken Marteaus:

„Ueberblickt man die Fülle der Kompositionen des fleißigen Musikers, die in den zwei Tagen geboten worden ist, so heben sich als Höhepunkte das Streichquartett und das Violinkonzert heraus. Für mich ist es keine Frage, daß damit überhaupt Höhepunkte des bisherigen Marteauschen Schaffens bezeichnet sind, und daß er mit diesen beiden Werken der Welt Musik geschenkt hat, die Anrecht nicht nur auf Verbreitung und allseitige Beachtung, sondern auch auf Bestand hat.“

Henri Marteau und Tor Aulin
Mit Tor Aulin verband Marteau eine langjährige Freundschaft. (Foto: A. Jonason)
Rezensionsband 1906-1908
Blanche Marteau hob zahlreiche Rezensionen zu Konzerten ihres Mannes auf und sammelte sie in Alben. (Foto: Bezirk Oberfranken)
Vermächtnis als Komponist
Henri Marteau – Entdeckung eines Romantikers – Vol. 5
Henri Marteaus Werke werden zu neuem Leben erweckt. (Foto: unbekannt/CD: Bezirk Oberfranken/Solo Musica)

Leider ist das kompositorische Werk Henri Marteaus nach seinem Tod 1934 größtenteils in Vergessenheit geraten. Dies zu ändern war Prof. Dr. Günther Weiß (1933–2007), dem ersten Künstlerischen Leiter von Haus Marteau seit der Anfangszeit der Internationalen Musikbegegnungsstätte, ein Anliegen. Schon zur Eröffnung des Hauses 1982 wurde eine erste Schallplatte bei Musica Bavarica eingespielt, die neben op. 13 von Henri Marteau (Klarinettenquintett c-Moll) auch op. 130 von Max Reger (Ballettsuite) beinhaltete. Auch in folgenden Schallplatten und CDs wurde der Freundschaft der beiden Künstler gedacht.

Seit 2016 veröffentlicht der Bezirk Oberfranken in Kooperation mit Solo Musica Werke Marteaus in der CD-Reihe „Henri Marteau – Entdeckung eines Romantikers“. Die CDs wurden von verschiedenen Künstlerinnen und Künstlern eingespielt, darunter auch Dozentinnen und Dozenten von Haus Marteau.

Zu op. 20 von Marteau schrieb Giselher Schubert in das Orchester 05/2019:

 „Das ist eine vergnügliche, beschwingt-prägnant musizierte Komposition, die gleichsam ‚deutsche‘ satztechnische Gediegenheit mit ‚französischem‘ Spielwitz und Eleganz verbindet.“

 

Dirk Kruse (BR-Klassik, 30.10.2018) betitelte das Klarinettenquintett op. 13 als „Marteaus vielleicht schönste Komposition“ und „absolut hörenswert“. Zu Henri Marteau urteilte er insgesamt: „Dieser Komponist hat es verdient, gehört und gespielt zu werden.“ Genau dies möchte der Bezirk Oberfranken erreichen: Dass die Werke Marteaus wieder gehört und gespielt werden.

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