Biografie

Henri Marteau, geboren 1874 in Frankreich, war ein seinerzeit international bekannter Geiger. Er konzertierte weltweit auf großen Bühnen und lehrte unter anderem in Genf und Berlin.

Henri Marteau mit seiner ersten Frau Agnes und Sohn Jean
Henri Marteau verehrte Johann Sebastian Bach so sehr, dass er seinen ersten Sohn nach ihm benannte. (Foto: Lacroix fils)
Der Weg zum Weltruhm
Henri Marteau und seine Mutter Clara
Henris musikalische Begabung wurde von seinen Eltern früh erkannt und gefördert. (Foto: unbekannt)

Henri Marteau wurde am 31. März 1874 in Reims geboren. Durch sein Elternhaus kam er schon früh mit Musik in Kontakt – sein Vater Charles Marteau spielte Geige, seine Mutter Clara, eine gebürtige Dresdnerin, war eine begabte Pianistin. Zahlreiche Musikveranstaltungen und Abendgesellschaften im Elternhaus sowie der frühe Kontakt zu Musikern prägten seine Kindheit. Bereits als Fünfjähriger erhielt er seine erste Geige.

Anfangs vom Schweizer August Bünzli (1820–1901) unterrichtet, studierte er ab 1881 in Paris bei dem berühmten Violinpädagogen Hubert Léonard (1819–1890). Dieser arrangierte 1884 das Debüt des Zehnjährigen vor 2.000 Zuhörern in Reims. Der Durchbruch für seine Weltkarriere gelang Henri Marteau 1887 in Wien, wo er in Gegenwart von Johannes Brahms (1833–1897) mit dem Violinkonzert von Max Bruch (1838–1920) Presse und Publikum begeisterte. 1891/92 studierte er am „Conservatoire National de Musique“ in Paris und gewann dort den international bedeutenden Preis des Konservatoriums. Anschließend brachten ihm 1893 und 1894 seine ersten beiden Amerika-Tourneen Weltruhm und für damalige Verhältnisse exorbitante Gagen.

Persönliches Umfeld

Im Jahr 1900 heiratete Henri Marteau Agnes von Ernst (1878–1960). Aus dieser Ehe ging der gemeinsame Sohn Johann Sebastian (Jean) Marteau (1903–1970) hervor. Ebenfalls 1900 wurde er Professor am Konservatorium in Genf, wo er eine Meisterklasse für Violine leitete. 1908 schließlich wurde er Nachfolger von Joseph Joachim (1831–1907) als Professor für Violine an die Königliche akademische Hochschule für Musik in Berlin. Zwei Jahre später bezog Henri Marteau mit seiner neuen Lebensgefährtin Blanka (Blanche) Felicitas Hirsekorn (1887–1977) eine repräsentative Wohnung in Berlin. Der Eheschließung mit Blanche im Februar 1910 folgten bis 1922 die vier gemeinsamen Kinder Raymonde (1910–2012), Marcelle (1911–1953), Blanche (1919–1964) und Eugen Henrik (1922–1942).

Neben der Tätigkeit als Pädagoge und dem Familienleben war für Henri Marteau die Bekanntschaft mit zahlreichen bedeutenden Musikern und Komponisten von Bedeutung. Unter ihnen waren zum Beispiel Antonín Dvořák (1841–1904), Edvard Grieg (1843–1907), Christian Sinding (1856–1941) und Max Reger (1873–1916), zu dessen bedeutendsten Förderern Marteau gehörte.

Henri Marteau und seine Frau Blanche
Henri Marteau und seine zweite Frau Blanche lebten ab 1910 in einer Wohnung in Berlin. (Foto: Aura Hertwig)
Folgen des Ersten Weltkrieges
Henri Marteau und Max Reger
Henri Marteau und Max Reger verband viele Jahre eine enge Freundschaft. (Foto: unbekannt)

Der erste Weltkrieg stellte für Henri Marteau einen starken Lebenseinschnitt dar. Als französischer Reserveoffizier musste er seine Professur in Berlin mit Beginn des Kriegs aufgeben. Er wurde interniert und ab Februar 1917 in seinem Haus in Lichtenberg unter Hausarrest gestellt. Nach dem Krieg konnte er weder als Professor noch als konzertierender Künstler an die vorherigen Glanzzeiten anknüpfen.

Henri Marteau wirkte nach Kriegsende als Solist, Dirigent und Pädagoge vor allem in Schweden. 1920 nahm er die schwedische Staatsbürgerschaft an. Ein schwedischer Diplomatenpass erlaubte es ihm, sich frei auf der ganzen Welt zu bewegen. Außerdem intensivierte er seine Herausgebertätigkeit bei bekannten Musikverlagen, gab weiterhin privaten Unterricht und komponierte.

Im Sommer 1934 – nur wenige Monate nach seinem 60. Geburtstag – erkrankte Henri Marteau schwer und verstarb am 4. Oktober desselben Jahres in Lichtenberg.

Henri Marteau und seine Frau Blanche
Die repräsentativ ausgestattete Villa bildete eine angemessene Kulisse für das Wirken des international gefeierten Künstlers Anfang der 1920er Jahre. (Foto: Wilhelm Müller)
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