
Eine Uraufführung in Anwesenheit des Komponisten – das gibt es auch in Haus Marteau nicht alle Tage. „LA MAISON SANS MAÎTRE“ von Nicolaus Richter de Vroe, ein Auftragswerk des Bezirks Oberfranken, wurde im Meisterkonzert am Samstag von Flötist Henrik Wiese und Harfenistin Magdalena Hoffmann mit großem Erfolg erstmals vor Publikum aufgeführt. Der Werktitel nimmt Bezug auf die Komposition von Pierre Boulez „Le Marteau sans maître“ („Der Hammer ohne Meister“).
„Es ging darum, die Polarität darzustellen zwischen völliger Verschmelzung – ausgehend vom Unisono am Beginn – bis hin zu weitgehender Gegensätzlichkeit in den Texturen der beiden Akteure“, erläuterte Nikolaus Richter de Vroe seine Komposition vor ausverkauftem Haus auf der Bühne von Haus Marteau. Er sei schon von Kindheit an fasziniert gewesen von asiatischer Musik und der Vielfalt der Mikrotöne.
Eine deutsche Erstaufführung gab es schon zuvor mit dem Werk „Flickering Paintings“ des gerade 20 Jahre alten Komponisten Johannes Wiedenhofer. Auch er gab auf der Bühne Auskunft zu seiner Komposition: „Meine Assoziation war ein Gemälde, über das wieder neu gemalt wird, das ursprüngliche Bild schimmert durch.“ Wiedenhofer erläuterte, es gäbe sehr wenig Werke für Flöte und Harfe, für ihn aber gäbe es keine bessere Besetzung, um die impressionistische Welt darzustellen.
Auf dem Konzertprogramm standen außerdem Werke von Mozart, Reinecke, Debussy sowie Doppler und Zamara.
Flötist Henrik Wiese genoss seine künstlerische Ausbildung bei Ingrid Koch-Dörnbrak und Paul Meisen. Bei Wettbewerben wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem in Kobe/Japan, Odense/Dänemark oder beim ARD-Wettbewerb in München. Er hat am Salzburger Mozarteum sowie an deutschen Musikhochschulen (Hamburg, Leipzig und Bremen) gelehrt, zuletzt auf Professuren. An der Harfe begleitete ihn virtuos Magdalena Hoffmann, Solo-Harfenistin im Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks. Die Harfenistin erläuterte im Konzert Einzelheiten zu ihrem prächtigen Instrument und ihrer Spielweise. Die gebürtige Schweizerin gewann zahlreiche Preise bei nationalen und internationalen Wettbewerben, zuletzt zwei Sonderpreise beim Internationalen ARD-Wettbewerb München 2016. Ihr Debüt-Album „Nightscapes“ wurde 2022 mit dem „Opus Klassik – Young Artist of the Year“ ausgezeichnet. Das Publikum dankte dem großartigen Duo mit donnerndem Applaus. Der Künstlerische Leiter von Haus Marteau, Prof. Christoph Adt, kleidete sein Resümee zum Konzert in zwei Worte: „Schlicht Weltklasse!“

